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25. Oktober 2023
Tagung „You‘ll never walk alone – really?" in der Marktkirche
Intensive Diskussionen zur Einsamkeit als Herausforderung der Gesellschaft

Intensive Diskussionen zur Einsamkeit als Herausforderung der Gesellschaft
Tagung „You‘ll never walk alone – really?" in der Marktkirche
Luden ein zum Nachdenken über die Einsamkeit: Dr. Frank Vogelsang, Diakoniepfarrer Andreas Müller, Claudia Hartmann, Dr. Marie-Kristin Döbler, Elisabeth Hartmann, Martin Verfürth und Prof. Dr. Martin Schäfer (von links).
Intensive Gespräche: Die Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion stellten sich den Fragen der anwesenden Gäste.
Tagung „You‘ll never walk alone – really?" in der Marktkirche
Intensive Diskussionen zur Einsamkeit als Herausforderung der Gesellschaft
„You‘ll never walk alone – really? Einsamkeit als Herausforderung der Gesellschaft“ lautete das Thema der gemeinsamen Tagung des Diakonischen Werks des Kirchenkreises Essen und der Evangelischen Akademie im Rheinland, die Diakoniepfarrer Andreas Müller im Rahmen des 100jährigen Jubiläums der Essener Diakonie in der Marktkirche organisiert hatte.
Wie virulent das Thema ist, zeigen auch die Ergebnisse der ersten Enquetekommission, die von 2020 bis 2022 in Deutschland zu diesem Thema gearbeitet hat: „Einsamkeit. Bekämpfung sozialer Isolation in Nordrhein-Westfalen und der daraus resultieren-den physischen und psychischen Folgen auf die Gesundheit“.
Die Folgen der Corona-Pandemie haben viele Entwicklungen unter dem oft beschworenen Brennglas sichtbar gemacht. Es waren Entwicklungen, die zuvor schon da waren, aber nicht wirklich in der Breite wahrgenommen wurden. So auch beim Problem der Einsamkeit in unserer Gesellschaft. In Corona-Hochzeiten war Einsamkeit in aller Munde, das ist schon wieder lange her. Doch es lohnt sich, noch einmal genauer hinzuschauen, und das haben wir getan. Geholfen haben dabei drei Stimmen aus der diakonischen Praxis und zwei Fachvorträge.
Claudia Hartmann, Leiterin des Senioren- und Generationenreferats des Diakoniewerks Essen, berichtete, wie Angebote in der Offenen Seniorenarbeit die Möglichkeit bereitstellen, mit anderen in Kontakt zu kommen, beispielsweise in den Zentren 60+.
Elisabeth Hartmann, Leiterin der Ökumenischen Telefonseelsorge Essen, stellte fünf typische Anrufe in der Telefonseelsorge dar und wie die Mitarbeitenden am Telefon versuchen, die Einsamkeit am anderen Ende des Telefons oder auch per Mailkontakt mit auszuhalten.
Aus der Beratungsarbeit brachte Martin Verfürth, Mitarbeiter der Erziehungsberatungsstelle FamilienRaum des Diakoniewerks Essen, die Perspektive von Erwachsenen ein, die in Umbrüchen des Lebens, Gefühle tiefer Einsamkeit erleben. Und er erinnerte an Kinder und Jugendliche, die in den Sozialen Medien nicht nur viele Kontakte pflegen, sondern sich auch dem dauernden Vergleich mit scheinbar so viel erfolgreicheren anderen aus ihrer Altersgruppe aussetzen.
In den beiden Fachvorträgen wurde der Horizont der Wissenschaft eröffnet. In ihrem Vortrag „Einsamkeit als soziale Herausforderung“ zeigte Dr. Marie-Kristin Döbler vom Institut für Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen auf, wie viele Gesichter Einsamkeit hat. Sie thematisierte die Ursachen von Einsamkeit in der Art wie wir heute zusammenleben, wie wir uns begegnen, wie wir Technik nutzen oder wie wir arbeiten. Fehlende öffentliche Orte oder Begegnungsstätten tragen ebenso wie mangelhafte Infrastrukturen und nicht zugängliche Räume zur Erfahrung von Einsamkeit bei.
Als Maßnahmen gegen Einsamkeit brachte sie verschiedene Perspektiven ins Gespräch, die zum Teil jede und jeder selber ändern kann: Einbindungen und Teilhaben ermöglichen, soziale Hürden reduzieren, aktiven Ausschluss verhindern, Neu-Organisation des Zusammenlebens, öffentliche Räume umgestalten, Technik sinnvoll einsetzen, Übergänge begleiten, „Hallo“ sagen oder einfach Nachfragen.
„Freiheitsgewinn oder Depression? Einsamkeit als psychologische Herausforderung“ war der Vortrag von Prof. Dr. Martin Schäfer, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Suchtmedizin der KEM | Evang. Kliniken Essen-Mitte gGmbH, überschrieben. Er unterschied Einsamkeit als vorübergehendes Phänomen, das jede und jeder Mensch erlebt, und einfach zum Leben dazugehört, von Einsamkeit, die permanenten Stress, erzeugt und negative körperliche Folgen hat. Einsamkeit ist somit keine psychische Störung, sie kann aber ein solche auslösen und verstärken. Chronische Einsamkeit ist mit ihren Folgen lebensverkürzend.
Bei psychischen Erkrankungen muss die soziale Isolation beachtet werden, Ursachen von Einsamkeit können psychotherapeutisch angegangen werden. Vertrauensvolle und interaktive soziale Beziehungen tragen hingegen zur psychischen Stabilität bei. Diese zu pflegen ist eine Lebensaufgabe für jede und jeden.
Zu den Wegen aus der Einsamkeit und bei psychischen Erkrankungen zählen auch viele diakonische Angebote. Zu denken ist an Telefonische Seelsorge, Klinikambulanzen, Beratungsstellen, Psychiater, Psychiatrische Ambulanzen, Psychotherapeut, Selbsthilfegruppen, Zentren 60 plus, Tagesstätten, Sozialpsychiatrische Zentren, Ambulant betreutes Wohnen oder Wohngruppen.
Unter der Moderation von Dr. Frank Vogelsang, Direktor der Evangelischen Akademie im Rheinland, folgte eine intensive Diskussion der anwesenden Gäste, bevor der anregende Abend mit einem Segen endete.
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