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01. April 2022
Partizipation heißt, auch über das eigene Sterben mitzubestimmen
Werner Jesse wollte zu Hause im Wilhelm-Becker-Haus sterben

Werner Jesse wollte zu Hause im Wilhelm-Becker-Haus sterben
Partizipation heißt, auch über das eigene Sterben mitzubestimmen
Partizipation heißt, auch über das eigene Sterben mitzubestimmen
Werner Jesse wollte zu Hause im Wilhelm-Becker-Haus sterben
18 Jahre hat Werner Jesse im Wilhelm-Becker-Haus gelebt. Eine lange Zeit, in der seine WG-Nachbarn zu seiner zweiten Familie geworden waren. Zusammen haben sie Feste gefeiert, Städtereisen gemacht und Alltag geteilt.
Auch im Stadtteil war Werner Jesse bekannt, auf seinen täglichen Spaziergängen grüßte er jede und jeden und hielt gern ein Schwätzchen. Seine besondere Leidenschaft galt "Schätzen" in blauen Tonnen. Voller Begeisterung suchte er nach Prospekten und bunten Karten. Besonders in Erinnerung blieb ihm die Einladungskarte zu einer Hochzeit, die noch bevorstand und eine Weihnachtskarte, in der noch Geld steckte. Werner Jesse liebte Dosensuppen, Streuselkuchen und Cappuccino.

Vor einigen Monaten wurde bei Werner Jesse Krebs diagnostiziert. Er entschied sich gegen eine Behandlung und äußerte dies wie gewohnt in der dritten Person: „Das ist nichts für den Werner.“

Anders als in einer Pflegeeinrichtung gehört das Sterben in einer Wohneinrichtung wie dem Wilhelm-Becker-Haus nicht zu den Themen, auf die alle vorbereitet sind, eben weil sie häufiger vorkommen. Im Gespräch aber äußerte Werner Jesse, dass er gern zu Hause sterben wollte, in seinem Wilhelm-Becker-Haus. Dieser Wunsch konnte ihm vor wenigen Tagen erfüllt werden. Er verstarb friedlich und ohne Schmerzen, begleitet von zwei Mitarbeitenden im Wilhelm-Becker-Haus in seinem Zimmer.

Gestern war seine Beerdigung. Seine Familie und seine zweite Familie begleiteten ihn auf seinem letzten Weg. Beim Trauergottesdienst wurde seine Lieblingsmusik gespielt, eine biblische Geschichte in leichter Sprache erzählt und zusätzlich zu den echten Blütenblättern gab es am Grab Papierblumen, die aus Prospekten gefaltet waren, weil er Werbung so liebte. Später gab es noch seinen Lieblingskuchen mit Cappuccino.

"Auch wenn ich ihn nicht mehr fragen kann, so bin ich mir ziemlich sicher, dass dies Werner sehr gut gefallen hätte“, erzählt Einrichtungsleiter Markus Hamann. Partizipation heißt, auch über das eigene Sterben mitbestimmen zu dürfen.