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05. Mai 2020
Verstehen wird zum Ratespiel
Die Maskenpflicht ist für Menschen mit Hörschädigung eine besondere Herausforderung im Alltag

Die Maskenpflicht ist für Menschen mit Hörschädigung eine besondere Herausforderung im Alltag
Verstehen wird zum Ratespiel
Veronika Albers mit einer Klick-Maskenvariante, die auch das Mundabschauen möglich macht.
Verstehen wird zum Ratespiel
Die Maskenpflicht ist für Menschen mit Hörschädigung eine besondere Herausforderung im Alltag
Wir alle kennen gerade das Genuschel hinter der Maske: Was will der von mir? Erdbeer, ich hab Erdbeer gesagt!
Wie aber ergeht es Menschen, die auch vor der Corona-Maskenpflicht schon Schwierigkeiten mit dem Hören hatten? Gestern haben wir von einem Maskenschnitt erzählt, der für Träger*innen von Brillen und Hörhilfen oft bequemer ist. Heute geht’s darum, wie sich die Alltagskommunikation für Menschen mit Hörschädigung gerade gestaltet.
„Ein schwerhöriger Mensch“, erklärt Veronika Albers, Audiotherapeutin im Internat für hörgeschädigte Schüler*innen, „puzzelt sich sein Verstehen aus verschiedenen Elementen zusammen, aus dem, was er hört, aus dem, was er vom Mund abschauen kann und aus Gestik und Mimik." Unter der Maske nuschelt es sich gut und Mimik ist auch kaum zu erkennen. Das macht Verstehen für Hörgeschädigte zum nicht immer lustigen Ratespiel.
Dabei haben es die Menschen mit Hörschädigung noch leichter, die mittels Gebärdensprache kommunizieren, obwohl auch diese teilweise mit Mundbild begleitet wird. Richtig schwierig wird es für lautsprachlich orientierte Hörgeschädigte, die auf das Mund abschauen angewiesen sind. „Ich selbst habe auf diese Weise Lautsprache gelernt“, erzählt Veronika Albers. Und dann erzählt sie von ihren derzeitigen Alltagssituationen: „Vor ein paar Tagen wollte der Angestellte bei der Post mir sagen, wo ich meine EC Karte hinhalten soll. Selbst als er laut wurde, habe ich ihn hinter der Maske nicht verstanden. Erst als ich es selbst entdeckt habe, habe ich mir die Lautbruchstücke zusammenreimen können. Dem Tierarzt habe ich direkt gesagt, dass ich jetzt raten würde, was er sagt. Er kennt mich und weiß warum. Das ist leider das Problem, dass viele hörgeschädigte Menschen nicht offen zu ihrer Hörschädigung stehen oder auch nicht wissen, welche Mechanismen sie zum Verstehen benutzen. Deswegen biete ich Trainings in Hör- und Kommunikationstaktik an, die während der Corona-Zeit mit Masken-Pflicht noch relevanter sind. Gerade im Umgang mit fremden Menschen und im öffentlichen Raum brauchen Menschen mit Hörschädigung Handlungsoptionen, die Missverständnisse und die oft damit einhergehenden Aggressionen verringern.“

Für das Internat, in dem die ersten Schüler*innen der Abschlussklassen wieder vor Ort sind, wurden Stirnbänder angeschafft, an der eine Folie angeklickt werden kann. Dadurch kann nicht nur der Mund gesehen werden, sondern auch die Wangen, die auch wichtig sind für das Mundabsehen.
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