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30. April 2020
"Familien sind im Corona-Koller" erleben die Teams der ambulanten Familienhilfe
Eltern zu unterstützen ist wichtiger denn je

Eltern zu unterstützen ist wichtiger denn je
"Familien sind im Corona-Koller" erleben die Teams der ambulanten Familienhilfe
"Familien sind im Corona-Koller" erleben die Teams der ambulanten Familienhilfe
Eltern zu unterstützen ist wichtiger denn je
Heute, am 30. April, ist Tag der gewaltfreien Erziehung. Gewaltfrei heißt nicht nur, dass Kinder nicht geschlagen werden. Das heißt es natürlich durchaus. Gewaltfrei heißt aber darüber hinaus, dass Kinder in der Grundfeste ihrer Familie willkommen sind, dass sie sich sicher, geborgen und geliebt fühlen dürfen. Gewaltfrei heißt nicht, dass es nie Streit oder Konflikte gibt. Auch ein Nein kann manchmal richtig sein und Fürsorge bedeuten.
Sieben Wochen Corona Lock-Down bedeutet, dass Erziehung gerade fast ausschließlich im häuslichen Umfeld stattfindet. Das ist eine gewaltige Anstrengung. Alle müssen sich gegenseitig in ihren wechselnden Stimmungen und Befindlichkeiten aushalten. Es hängt an den Eltern, Stabilität zu vermitteln. Niemand kann und muss den Gute-Laune-Entertainer in Dauerschleife geben, Eltern können keine Gleichaltrigen ersetzen, auch wenn sie sich auf den Kopf stellen. Aber sie sind es, auf die Kinder gerade mehr denn je angewiesen sind.
Wir haben bei den Teams unserer ambulanten Familienhilfe nachgefragt, welche Erfahrungen sie gerade machen, wie die Arbeit während der Corona-Pandemie aussieht und wo es in den Familien aktuell drückt, aber was auch gut gelingt.
Das haben uns die Kolleg*innen aus ihrer täglichen Wahrnehmung heraus geschildert:
„Die Gemengelage aus Kinderbetreuung, Homeschooling, Homeoffice oder zur Arbeit gehen bringt Eltern an Grenzen. Einige Eltern sind auch nicht in der Lage, Kinder bei schulischen Belangen zu begleiten. Manchmal fehlt schlicht die Technik und die Kinder müssen über die Handys ihrer Eltern ihre Schulaufgaben bewältigen.
Einige Familien haben ihre Struktur gefunden, anderen gelingt dies weniger, sie drehen sich zwischen Dauerstress und Überforderung.
Bei gerade vielen älteren Kindern und Jugendlichen zeigt sich durch das Wegbrechen der sozialen Kontakte eine wachsende Lethargie. Sie haben kaum noch Motivation und Antrieb, irgendetwas aktiv zu tun. Der Medienkonsum ist hoch und Schule rückt immer weiter in den Hintergrund. Andere hingegen fühlen sich extrem gestresst von den schulischen Anforderungen und rutschen dadurch stimmungsmäßig ab.
Um die Familiensituation nicht noch weiter zu gefährden, vermeiden manche Eltern jetzt in die Auseinandersetzung zu gehen. Doch davon sind die Konflikte nicht weg. Sie gären unter der Oberfläche weiter. Wie und wann eine Situation eskaliert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Natürlich spielt hierbei auch die Größe der Wohnung eine Rolle: Habe ich Möglichkeiten, mir mal aus dem Weg zu gehen, eine Tür hinter mir zuzumachen? Wurden schon familiäre Probleme mit in die Corona-Zeit geschleppt, zum Beispiel psychische Erkrankungen der Eltern, die eine Selbstregulationsfähigkeit vermindern?
Familien sind nach sieben Wochen definitiv im Corona-Koller angekommen. Die Sehnsucht nach Entlastung, sozialen Kontakten und Normalität ist riesengroß.
Es gibt aber auch Familien, die erleben, dass ihnen die derzeitige Entschleunigung, das Wegfallen von Terminen und Anforderungen von außen gut tut und die diese Zeit durchaus positiv für sich erleben.
Dort, wo die Situation schon vor Corona in einer massiven Krise war, spielt Corona als Thema gerade eher eine untergeordnete Rolle. Entweder überwiegt die schon da gewesene Krise ohnehin gerade alles oder die Familien sind so gestärkt aus vergangenen Krisen hervorgegangen, dass sie die aktuelle Corona-Situation anders bewerten können.“
Ambulante Familienhilfe in Corona-Zeiten. Auch die sieht anders aus. Dort wo es ausreicht und geeignet erscheint arbeiten die Kolleg*innen telefonisch, dies jedoch engmaschig. Hausbesuche finden dort statt, wo es um die Sicherung des Kindeswohls geht. Mitunter gibt es auch eine „Beratung to go“ im Rahmen von Spaziergängen mit Abstand. Auch Termine mit Kindern werden im Einzelkontakt verabredet.
Selbst geht es den Kolleg*innen ja nicht anders als allen anderen. Auch sie sind vielfach Eltern und erleben am eigenen Leib den Spagat zwischen Kinderbetreuung und Arbeit. Es gibt Kolleg*innen, die zu den Risikogruppen gehören und die darum besonders geschützt werden müssen. „Die gegenseitige Unterstützung ist dennoch groß“, sagen sie. Natürlich gibt es Rahmenbedingungen und Regeln für die derzeitige Arbeit, „aber trotzdem“, schreiben sie, „bleibt ja jede*r gefordert, eigenverantwortlich die konkrete Arbeit mit den Familien zu gestalten. Und das versuchen wir, so gut wir können.“
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