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12. Oktober 2017
An der Grenze des Lebens
Interdisziplinärer Fachtag von Kirche und Diakonie zu Sterben und Tod

Interdisziplinärer Fachtag von Kirche und Diakonie zu Sterben und Tod
An der Grenze des Lebens
Auch der Fachtag war ein Gemeinschaftsprojekt, der das Zusammenwirken vieler Hände und Köpfe brauchte. Diakoniepfarrer Andreas Müller, Synodalassessorin Erika Meier, Angelika Hardenberg-Ortmann, Leiterin des Heinrich-Held-Hauses, Claudia Kocabiyik vom Evangelischen Bildungswerk des Kirchenkreises Essen, Pfarrer und Leiter des Schulreferats des Kirchenkreises Essen, Dietmar Klinke, Krankenhausseelsorger Pfarrer Hans-Jörg Stets (Universitätsklinikum Essen), Pfarrer Werner Korsten der Evangelischen TelefonSeelsorge, Georg Bloch-Jessen, Vorstandsreferent der Diakonie Deutschland, Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin Wenke Bartholdi (Alfried Krupp Krankenhaus Steele), Brigitte Germeroth vom Psychosozialen Dienst Hospiz Essen-Steele, Pfarrer und Krankenhausseelsorger Uwe Matysik (Kliniken Essen-Mitte), Dr. Marianne Kloke, Chefärztin der Kliniken Essen-Mitte und Leiterin des Netzwerks Palliativmedizin, Palliativmediziner Thomas Dickel, Trauerbegleiterin Petra Malti-Hannemann und Karla Geyer, Pflegedirektorin der Diakoniestationen Essen (von links nach rechts)
An der Grenze des Lebens
Interdisziplinärer Fachtag von Kirche und Diakonie zu Sterben und Tod
Es ist eben nicht egal – weder wie und wo wir geboren werden, noch wie und wo wir sterben. Es ist ein einzigartiges, unwiederbringliches und höchst individuelles Ereignis im Leben eines jeden Menschen. Und es geht uns alle an.
Palliativ Care und die Hospizbewegung haben in den zurückliegenden Jahren schon viel erreichen können. Nicht länger kann sich unser Gesundheitswesen dem Thema „Tod und Sterben“ verschließen. Vor zwei Jahren schon haben sich hier in Essen rund 300 Akteure auf Einladung der Stadt Essen und des Netzwerks Palliativmedizin im Ruhrturm versammelt, um die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“ zu unterzeichnen. Auch viele Akteure aus Kirche und Diakonie waren mit dabei und sind es bis heute.
„Wir alle wissen, dass wir sterben müssen – und niemanden von uns lässt dieses Wissen kalt“, sagt Erika Meier, Assessorin des Kirchenkreises Essen. „Die Konfrontation mit dem Sterben und dem Tod eines nahen Menschen gehört zu den größten Schmerzen, die das Leben uns zufügen kann. Und somit ist das Bemühen um eine gute Begleitung von Menschen in einer solchen Situation und das Bemühen, Menschen in ihrer Angst und in ihrem Schmerz vor dem Überschreiten dieser Grenze nicht alleine zu lassen, ein Dienst, der den Worten des Apostels Paulus ‚Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn.‘ (Röm 14, 8) Wirklichkeit verleiht.“
Das Sterben geborgener machen - Spiritualität ist ein menschliches Grundbedürfnis und gehört darum unbedingt zu einem Sterben in Würde und Menschlichkeit.
Mit einem Fachtag zum Thema „Kompetent mit Sterben und Tod umgehen“ haben am vergangenen Dienstag, 10. Oktober 2017, Kirche und Diakonie in Essen einen Bogen zur Reformation gespannt. Vor 500 Jahren hat Luther in seiner zu dieser Zeit weit verbreiteten und tief verwurzelten Angst vor einem Gott als strafender Weltenrichter jahrelang um das Bild eines gnädigen Gottes gerungen. Und auch heute noch ringen wir um unseren Umgang mit dem Sterben. Es sind die existentiellen Fragen des Lebens, die die Menschen der Reformation mit uns heute verbinden.
„Um jeden einzelnen Menschen im Sterben würdevoll zu begleiten, ist die spirituelle Begleitung wichtig. Spiritualität ist ein menschliches Grundbedürfnis. Für die Diakonie ist es darum eine wichtige Aufgabe, jedem und jeder nicht nur die bestmöglichste palliative Versorgung zu gewährleisten, sondern auch spirituelle Nöte wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Mit einer Begleitung, die auf diese Ressourcen eingeht, wird im besten Fall das Sterben geborgener“, erklärte Georg Bloch-Jessen, evangelischer Theologe und Referent im Vorstandsbüro der Diakonie Deutschland in seinem Eingangsimpuls. Notwendig ist dafür im Wesentlichen zweierlei. Ein Verständnis von Spiritualität, dass ganz nah auf das schaut, was der Sterbende mitbringt. Oder wie der Evangelische Theologe und Palliativ Care Fachmann Traugott Roser es formuliert: „Spiritualität ist das, was der Patient dafür hält.“ Und zum zweiten die Selbstbestimmung desjenigen, der einen Sterbenden begleitet. Wo stehe ich als begleitender Menschen mit meinem Glauben? Was gibt mir Halt und Kraft? Und wo ist die Organisation, für die ich arbeite, spirituell verortet?
Sterbebegleitung ist keine Disziplin für Einzelkämpfer.
Wer schwerstkranke und sterbende Menschen begleiten will, braucht Einfühlungsvermögen, Know-how und ganz dringend den Austausch und die Vernetzung mit vielen Fachdisziplinen. Das bestätigten die beiden Palliativmediziner Thomas Dickel und Dr. Marianne Kloke, Direktorin der Klinik für Palliativmedizin und des Instituts für Palliative Care der Kliniken Essen-Mitte und Leiterin des Netzwerks Palliativmedizin Essen. Einer allein schafft es nicht, wenn am Ende für den Patienten ein gutes Netz gewoben werden soll.

Auch das war ein wichtiger Grund dafür, diesen Fachtag, ein Gemeinschaftsprojekt von Diakoniewerk Essen, Evangelischem Bildungswerk des Kirchenkreises Essen, Evangelischem Schulreferat des Kirchenkreises Essen, dem Netzwerk Palliativmedizin und der Krankenhausseelsorge der Kliniken Essen-Mitte, des Alfried Krupp Krankenhauses Steele, des Hospizes Essen-Steele und der Uniklinik Essen, im Melanchthon-Gemeindezentrum in Essen-Holsterhausen anzuschieben. Rund 90 Teilnehmende, Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte aus ambulanten und stationären Einrichtungen, Seelsorgerinnen und Seelsorger, ehrenamtlich in der Trauerbegleitung, im Hospiz, in Krankenhäusern und Gemeinden Tätige, waren der Einladung gefolgt.
In sechs Workshops bekamen sie die Gelegenheit, sich zu sechs Themen auszutauschen. „Wie können wir angesichts des Todes von Gott sprechen?“, fragten Schulreferent Pfarrer Dietmar Klinke und Krankenhausseelsorger und Pfarrer Hans-Jörg Stets in ihrer Runde. Wie kann es gelingen, dass viele Professionen gemeinsam zum Wohle des Patienten zusammenarbeiten? Welche Kooperationen sind nötig? Was trägt zu einer guten Sterbekultur in der Pflege bei? Angelika Hardenberg-Ortmann, Einrichtungsleiterin des Heinrich-Held-Hauses berichtete in ihrem Workshop darüber, wie es gelungen ist, in ihrer Einrichtung dem Sterben Raum zu verschaffen und was sich dadurch auf vielen Ebenen bewegt hat. Ein Workshop beschäftigte sich mit dem, was Ehrenamtler einbringen können und was sie auf der anderen Seite brauchen. Ein sechster Workshop widmete sich der Trauerbegleitung. „Wir erleben Trauer auf verschiedenen Ebenen, darum ist es eine wichtige Frage, in wieweit die spirituelle Ebene in der Trauer eine Ressource sein kann“, erläutert Petra Malti-Hannemann, Trauerbegleiterin der Kliniken Essen-Mitte.
Im Anschluss an die Workshops wagen die Teilnehmenden gemeinsam mit Georg Bloch-Jessen vom Diakonie Bundesverband und Dr. Marianne Kloke als ärztlicher Leiterin des Fachtages einen Ausblick in die Zukunft und kamen zu dem Schluss, dass dieser Tag so viele Menschen bewegen konnte, war ein guter Anfang. Sterben ist bereits ein Thema und es braucht zweierlei: Kompetenz und Liebe.
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