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14. November 2016
Gesichter der Willkommenskultur
Diakonie RWL und rheinische Kirche luden Ehrenamtler zum Dankeschönfest

Diakonie RWL und rheinische Kirche luden Ehrenamtler zum Dankeschönfest
Gesichter der Willkommenskultur
500 Ehrenamtliche aus mehr als 70 Städten kamen zum Dankeschön-Fest nach Bonn.
Barbara Montag, Präses Manfred Rekowski, Minister Rainer Schmeltzer, Eckart von Hirschhausen und Christian Heine-Göttelann (v.l.n.r.)
Gesichter der Willkommenskultur
Diakonie RWL und rheinische Kirche luden Ehrenamtler zum Dankeschönfest
Sie sind es, die eine Willkommenskultur leben, in die Tat umsetzen und ihr ein echtes Gesicht geben – die vielen freiwilligen Helfer, die sich bis heute für die Betreuung und Integration von Flüchtlingen einsetzen. Ihr Engagement haben Diakonie RWL und rheinische Kirche am Sonntag mit einem großen Dankesfest gewürdigt. Knapp 500 Ehrenamtliche aus über 70 Städten und Gemeinden, darunter auch aus Essen, erlebten im Bonner Brückenforum einen ermutigenden und humorigen Tag mit prominenten Gästen wie dem Kabarettisten Eckart von Hirschhausen.
Wer sich für andere Menschen engagiert, lebt gesünder und länger. Und zwar ganze sieben Jahre. Diese Studie zitiert der wohl bekannteste Medizinkabarettist Deutschlands, Eckart von Hirschhausen, besonders gerne. Und damit diejenigen, die sich für andere engagieren, allen Hindernissen und Anfechtungen zum Trotz durchhalten, verordnet er als "emotionalen Airbag" eine rote Clownsnase.

In Deutschland, davon ist von Hirschhausen überzeugt, gibt es immer noch „mehr Aufrechte als Rechte, aber die Rechten sind lauter“. Das dürfe nicht so bleiben, mahnte er. „Ihre Aufgabe ist es, Gutes zu tun, darüber zu reden und andere anzustecken.“ Es war ein klares Bekenntnis für die Flüchtlingshilfe, für Demokratie und Nächstenliebe, das der Kabarettist auf dem Dankesfest formulierte und mit dem er den vielen Ehrenamtlichen Mut machen wollte, sich gegen alle Widerstände und Vorurteile in der deutschen Bevölkerung weiterhin zu engagieren.
Ohne ehrenamtliche Hilfe keine Integration
„Während manche den Untergang des Abendlandes beschworen haben, haben Sie mit Ihrer Willkommenskultur das freundliche, tolerante und menschliche Gesicht Nordrhein-Westfalens gezeigt“, lobte NRW-Integrationsminister Rainer Schmeltzer. Etwa 230.000 Geflüchtete seien im vergangenen Jahr allein nach Nordrhein-Westfalen gekommen. „Ohne die Hilfe der Ehrenamtlichen hätten wir diese Situation gar nicht meistern können.“

Dennoch hakt es an vielen Stellen, wie in den Gesprächen der Ehrenamtlichen auf der Veranstaltung zwischen Musik, Kabarett und Vorträgen deutlich wurde. Viele engagieren sich nach wie vor in Sprachkursen, denn es gibt zahlreiche Flüchtlinge, deren Asylantrag noch nicht bearbeitet ist und die daher an keinem Integrationskurs teilnehmen. Das tun sie mit Erfolg, wie das Beispiel des Iraners Farid zeigt, der das Dankesfest mit sechs Ehrenamtlichen des Begegnungszentrums der Diakonie Meerbusch besuchte. Dort hat er so gut Deutsch gelernt, dass er nun selbst als Helfer aktiv ist.
Begegnungen organisieren, Vorurteile abbauen

Auch Monika, die sich mit ihrer Tochter Louise in der Bonner Flüchtlingsarbeit engagiert, hat sich bislang nicht für ihren Einsatz rechtfertigen müssen. Sie betreut zehn Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Iran und veranstaltet regelmäßig Kochabende, zu denen sie Freunde und Nachbarn einlädt. „Begegnung ist das beste Mittel, um Vorurteile abzubauen oder gar nicht erst aufkommen zu lassen“, betonte sie. Stefanie, Fadya und Daniela aus Oberhausen sehen das ähnlich. Mit ihrem Engagement konnten sie den Ängsten und Vorurteilen in der Nachbarschaft gegenüber der Flüchtlingsunterkunft in ihrer Kirche wirksam begegnen.

Christiane aus Recklinghausen hat dagegen andere Erfahrungen gemacht. Sie gibt einmal in der Woche Sprachunterricht für Analphabeten, größtenteils Männer, „die mich als Frau sofort respektiert haben“. Die Männer seien sehr dankbar und die Atmosphäre im Kurs freundlich. „Nach den sexuellen Übergriffen männlicher Flüchtlinge in der Kölner Silvesternacht wurde mein Einsatz plötzlich kritischer gesehen.“ Eine Freundin habe für einige Monate sogar den Kontakt zu ihr abgebrochen, erzählt sie.
Endlose Schleifen der Bürokratie
Auch der Präses der rheinischen Kirche, Manfred Rekowski, berichtete in seiner Predigt von E-Mails, in denen ihm Ablehnung, Widerstand und Hass entgegenschlagen. „2015 hieß das Schlagwort in unserer Gesellschaft noch Willkommen, in diesem Jahr ist es die Flüchtlingskrise“, kritisierte er. „Es gefährdet den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft, wenn Flüchtlinge nur noch als ein Problem angesehen werden.“ Eine Begrenzung der Hilfe für Flüchtlinge käme für Kirche und Diakonie nicht infrage, so der Präses. „Gottes Ebenbildlichkeit kennt keine Grenzen.“

Der Vorstand der Diakonie RWL, Christian Heine-Göttelmann, sprach nicht nur die Vorurteile an, denen die freiwilligen Integrationshelfer inzwischen ausgesetzt sind. Es gebe auch viele Hürden, die Ehrenamtliche „aushalten müssen und mussten“. Dazu gehörten die „endlosen Schleifen der Bürokratie und Planlosigkeit vieler Behörden, die drohenden Abschiebungen der Flüchtlinge, die sie betreuen, und ihre Traumatisierungen, die sie mitbringen“. Viele hätten mutig selbst Lösungen für diese Herausforderungen gesucht statt aufzugeben.
Ehrenamtliche sind keine Laien
„Wären Sie Mitarbeitende in der Notfallseelsorge, hätten wir Sie ein Jahr lang vor Ihrem ersten Einsatz geschult“, betonte der Landespfarrer für Notfallseelsorge der rheinischen Kirche, Uwe Rieske, in seinem Vortrag über schwierige Situationen in der Flüchtlingsarbeit. „Sie hatten gar nicht die Zeit dazu, sondern sind sofort eingesprungen.“ Viel Kompetenz sei auf diese Weise gewachsen. „Ehrenamtliche sind keine Laien“, stellte die Berliner Theologin Astrid Giebel von der Diakonie Deutschland in ihrem Redebeitrag klar. „Sie bringen Kompetenz, Fachlichkeit und Lebenserfahrungen ein.“

Sabine Damaschke, Diakonie RWL
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