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15. April 2016
Palliative Versorgung braucht eine "suchende Haltung"
65 Teilnehmende bei der 1. Essener Fachtung zur Palliativversorgung von Menschen mit geistiger Behinderung

65 Teilnehmende bei der 1. Essener Fachtung zur Palliativversorgung von Menschen mit geistiger Behinderung
Palliative Versorgung braucht eine "suchende Haltung"
Palliativversorgung ist immer Teamwork. Auch bei einer Fachtagung: v.l. Moderatorin und Pflegeberaterin Andrea Gerlach, Roswitha Kwasigroch, Ina Wilde, Einrichtungsleiterin Angelika Hardenberg-Ortmann, Diplom Sozialwissenschaftler Stephan Kostrzewa, Palliativkoordinatorin Sabine Schrade, Silke Bickmann, (obere Reihe) Altenpflegerin und Clowin Ina Preiß und Yogalehrerin Bettina Kraft.
Palliativmediziner Dr. Christoph Gerhard
Palliativkoordinatorin Sabine Schrade
Geschäftsbereichleiterin Silke Gerling
Einrichtungsleiterin Angelika-Hardenberg-Ortmann
Palliative Care Trainer Robert Bosch gab eine Einführung in die basale Stimulation
Ines Pustolla erzählte gemeinsam mit ihren Kolleginnen von den Erfahrungen im Heinrich-Held-Haus.
Palliative Versorgung braucht eine "suchende Haltung"
65 Teilnehmende bei der 1. Essener Fachtung zur Palliativversorgung von Menschen mit geistiger Behinderung
"Wenn nichts mehr zu machen ist, gibt es noch viel zu tun." Treffender hätte das Motto nicht sein können. 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die der Einladung gefolgt und am vergangenen Donnerstag zur 1. Essener Fachtagung für die palliative Versorgung von Menschen mit geistiger Behinderung ins Heinrich-Held-Haus gekommen waren.
Alles was vorbereitet. Und dann fiel die Technik aus, keine Verbindung zum Beamer, keine PowerPoint-Präsentation. Also begrüßten Geschäftsbereichsleiterin Silke Gerling und Einrichtungsleiterin Angelika-Hardenberg-Ortmann die Teilnehmenden "unplugged". Und auch der Palliativmediziner Dr. Christoph Gerhard und die Oberhausener Palliativkoordinatorin Sabine Schrade nahmen die Herausforderung an und referierten so, wie es besser zur Palliativarbeit nicht hätte passen können: fachlich fit aber intuitiv reagierend, zugewandt und kommunikativ.
Was Palliative Care vor allem braucht, sei eine "suchende Haltung", erklärte Dr. Christoph Gerhard. Versorgungsbedarfe müssen erkannt werden, was gerade bei Menschen, deren Kommunikationsfähigkeiten aufgrund einer Demenz oder einer geistigen Behinderung eingeschränkt sein können, nicht leicht sein kann. Zudem würden wir bei der Vorstellung von "Palliativarbeit" mit Barrieren im Kopf kämpfen, die auf der Annahme basieren, dass eine palliative Versorgung Menschen erst kurz vor dem Lebensende zusteht und sich in erster Linie mit Schmerzlinderung beschäftigt. Beides aber sind nur Bausteine eines viel umfassenderen Palliativverständnisses.
Auch die gesetzlichen Richtlinien erlauben eine palliative Versorgung bereits dann, wenn komplexe, schwer zu behandelnde Symptome vorliegen. Diese können Schmerz sein, aber ebenso andere belastende körperliche Missempfindungen wie Luftnot oder anhaltende Übelkeit, genauso wie psychosoziale Faktoren und existentielle Krisen. Statt separater Palliativstationen in Krankenhäusern, in denen jeweils nur wenige Menschen in ihren letzten Lebenstagen oder -Wochen betreut werden können, wären interdisziplinäre Palliativdienste sinnvoll und wünschenswert, die überall dort tätig werden können, wo Menschen einen Bedarf haben. Dieser kann weit vor einem tatsächlichen Lebensende gegeben sein.
Die Palliativkoordinatorin Sabine Schrade berichtete im Anschluss, welche Möglichkeiten Hospiz-Initiativen bieten und welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Ehrenamt und stationärer Betreuung bestehen.
Das Team des Heinrich-Held-Hauses selbst hat sich vor zwei Jahren begleitet durch den Diplom Sozialwissenschaftler und Altenpfleger Stephan Kostrzewa entschieden, sich selbst ein sehr umfassendes Palliativkonzept zu geben. Stephan Kostrzewa gab nun einen Einblick da hinein, wie eine Implementierung eines solchen Konzeptes aussehen kann und wie wichtig es ist, dass der Palliativgedanke nicht nur auf dem Papier festgehalten sondern im Haus gelebt wird: "Für diese Haltung braucht es einen permanenten Motor und eine Einrichtung muss Sterben als Aufgabenfeld zulassen." Welche Erfahrungen das Team bewegt hatten, sich auf diesen Weg zu machen und welche Veränderungen sie dabei erleben durften, davon berichteten im Anschluss Einrichtungsleiterin Angelika Hardenberg-Ortmann gemeinsam mit ihren Kolleginnen Ina Wilde, Silke Bickmann, Ines Pustolla und Roswitha Kwasigroch.
Um ins praktische Tun zu kommen folgten am Nachmittag fünf Workshopangebote, die sich von einer Schnupperstunde Yoga und dessen Einsatz in der Dementen- und Palliativversorgung, über eine Humorschulung, Lachen und Weinen liegen nah beieinander, bis zur palliativen Fallarbeit, einer Annäherung an das Thema "Patientenverfügung" und einen Einstieg in die basale Stimulation erstreckten und damit einen breit gefächerten Einblick in das große Themenfeld Palliative Care gaben.
So wurde es insgesamt ein Tag mit vielen spannenden Inputs, der aber auch genügend Freiraum für Austausch und Begegnung ließ und an dem durch das große Engagement der Küche des Heinrich-Held-Hauses Leib und Geist gleichermaßen angenehm gefüttert wurden. Am Ende schloss Einrichtungsleiterin Angelika Hardenberg-Ortmann jedenfalls nicht aus, dass es eine Fortsetzung geben könnte.
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